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Entscheidungen

OWi

Akteneinsicht, Bußgeldverfahren, Umfang

Gericht / Entscheidungsdatum: AG Heilbad Heiligenstadt, Beschl. v. 15.11.2021 - OWi 201/21

Eigener Leitsatz: Der Verteidiger des Betroffenen hat ein Recht auf Akteneinsicht, das sich auf alle Akten, Aktenteile und weitere Unterlagen oder Datenträger bezieht; auf die der Vorwurf in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht gestützt wird, aus denen sich der Schuldvorwurf ergeben soll und die möglicherwelse auch der Entlastung des Betroffenen dienen können. Das umfassende Akteneinsichtsrecht der Verteidigung ist außerdem auf dem Grundsatz des fairen Verfahrens begründet.


Amtsgericht Heilbad Heiligenstadt
OWi 201/21

Beschluss

In dem Bußgeldverfahren
gegen pp.

hat das Amtsgericht Heilbad Heiligenstadt durch Richterin pp. am 15.11.2021 beschlossen:

Der Betroffenen sind bezüglich der Messung vom 23.07.2021 um 13.42 Uhr
– Wartungsnachweise, soweit nach der Eichung Wartungen an der Messanlage erfolgt sind
-Beschilderungsplan der Messstelle
- Rohmessdaten der gesamten Messreihe des Tattags
herauszugeben.

Übrigen wird der Antrag auf Akteneinsicht zurückgewiesen.

Die Kosten des Verfahrens und die notwendigen Auslagen werden der Staatskasse auferlegt.


Gründe:

Im Rahmen des Bußgeldverfahrens gegen den Betroffenen hat der Verteidigerfolgende Unterlagen. angefordert:

- Beschilderungsplan
- Bedienungsanleitungen
- Bestallungsurkunden
- Lebensakten
- verifizierbarer Nachweis zur Auswertesoftware
- Rohmessdaten
- kompletter .Messfilm/Messdatensatz

Gemäß § 60 OWiG; § 147 StPO I.V.m. § 46 Abs.1 OWIG hat der Verteidiger des Betroffenen ein Recht auf Akteneinsicht, das sich auf alle Akten, Aktenteile und weitere Unterlagen oder Datenträger. bezieht; auf die der Vorwurf in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht gestützt wird, aus denen sich der Schuldvorwurf ergeben soll und die möglicherwelse auch der Entlastung des Betroffenen dienen können. Das umfassende Akteneinsichtsrecht der Verteidigung ist außerdem auf dem Grundsatz des fairen Verfahrens begründet.

Das Recht auf ein faires Verfahren und dem damit einhergehenden Recht auf verfahrensrechtliche Waffengleichheit gebietet es, dass der Betroffene die Informationen erlangt, um konkrete Anhaltspunkte für Messfehler ermitteln zu können (vgl. BVerfG Beschluss vom 12.11.2020 - 2 BvR 1616/18). Denn nur bei konkreten Anhaltspunkten ist da Gericht gehalten das Messergebnis zu überprüfen. Insoweit sind die Feststellungs- und Darlegungspflichten des Gerichts bei einem standardisierten Messverfahren reduziert und eine Verteidigung nur durch eigenständige Überprüfung der begehrten Informationen möglich. Die aus dem Tenor ersichtlichen Daten stehen in einem sachlichen und zeitlichen Zusammenhang mit dem Ordnungswidrigkeitenvorwurf und haben erkennbar eine Relevanz für die Verteidigung und sind daher zur Verfügung zu stellen.

Die von dem Verteidiger weiterhin geforderten Unterlagen sind nicht erforderlich um die Messung, die den Betroffenen betrifft, zu überprüfen.

Die Bedienungsanleitung ist frei im Internet einsehbar. Es ist dem Verteidiger zuzumuten für von der Bedienungsanleitung über das Internet Kenntnis zu verschaffen.

Das Führen einer Lebensakte ist nicht vorgeschrieben. Auch wäre eine Beiziehung einer solchen, nicht erforderlich und steht in keinem sachlichen und zeitlichen Zusammenhang mit dem Ordnungswidrigkeitenvorwurf. Die Lebensakte erlaubt keine Aussage über die Messrichtigkeit. Zudem wird durch die Eichung des Geräts, nach einer etwaigen erfolgten Instandsetzung, die Einhaltung der Eichfehlergrenzen durch das Messgerät zu diesem Zeitpunkt bestätigt.

Die Kostenentscheidung folgt aus § 467 Abs.1 StPO i.V.m. § 46 OWiG.

Diese Entscheidung ist unanfechtbar gem. §:62 Abs. 2 S.2 OWiG.


Einsender: RA D. Trautwein, Bitterfeld-Wolfen

Anmerkung:


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